Dein Hund, dein Bester Freund

Was genau erwarten wir eigentlich alles von unserem Hund?

Wenn ein Fellkind bei uns einzieht, benimmt er sich genau so, wie ein Fellkind sich eben benimmt

• er ist unerfahren und erkundet sein neues Heim mit seinem Fang, seinen Zähnen und seinen Pfoten (womit auch sonst?)

• Eventuell zerlegt er auch mal den schönen Teppich oder die guten Schuhe - er testet sich eben im Spiel- sowie Sozialverhalten, auch wenn das mal schmerzhaft werden kann, wenn sich seine Milchzähne in deinen Arm bohren.

• Eventuell pinkelt er auf den teuren Parkettboden / Teppich, weil er das Einhalten noch nicht kann und auch noch nicht weiß wie er sich bemerkbar machen soll, wenn er muss.

• Wir erwarten dass er alle unsere Regeln direkt versteht und umsetzen kann.

Dass die kleine Fellnase aber gerade erst vor wenigen Wochen aus der Wurfkiste gekrabbelt ist, wo es noch gemütlich und kuschelig war, vergessen wir leider dabei.   

Kürzlich war er noch mit seinen geliebten Geschwisterchen  zusammen und auf einmal kommt er in eine fremde kalte Umgebung und versteht die Welt nicht mehr.

Jetzt sind fremde Menschen um ihn rum, seine Geschwister fehlen ihm,...

• Nachts soll er auf dem Boden schlafen, ganz alleine ohne sich einkuscheln zu können und er soll auch keinen Solzialkontakt einfordern - das gilt ja als "Aufmerksamkeitshaschend" und das mögen wir Menschen ja überhaupt nicht.

• Er soll still sein wenn wir es gerade wollen und er soll wie ein Welpe spielen und Freude bringen, wenn uns gerade danach ist.

• Mit anderen Hunden soll er sich verstehen und brav andere Hunde an der Leine begrüßen und sich an uns Menschen orientieren ohne seine Umwelt wahr zu nehmen.

Und das nur weil wir Menschen das so möchten, weil ein braver Hund das zu tun hat und am besten weiß er das schon alles wenn er bei uns einzieht.

Doch auch von unseren erwachsenen Hunden erwarten wir jeden Tag eine ganze Menge wie zum Beispiel:

• Unser Hund soll bitte warten, bis wir ihn morgens rauslassen, er soll an der Straße warten und sich hinsetzen, auch wenn der Boden nass und kalt ist.

• er soll warten bis sein Essen fertig ist - unser Hund muss im Alltag sehr oft warten und wir wissen doch selbst wie blöd warten müssen ist, sei es im Supermarkt an der Kasse, beim Arzt im überfüllten Wartezimmer - das erfordert eine ordentliche Portion Impulskontrolle.

• Unser Hund wartet täglich auf uns und das sogar mehrere Stunden.

• Unser Hund soll uns Aufmerksamkeit schenken wenn uns danach ist und wir gerade mal nicht am Handy beschäftigt sind oder fernsehen möchten. Dann aber bitte 100% ohne Ablenkungen.   

• Unser Hund soll sich mit dem Nachbarshund verstehen, auch wenn wir unseren Nachbarn nicht leiden können und er soll souverän und entspannt an anderen Hunden vorbei gehen, auch wenn in dem Moment seine Wohlfühldistanz unterschritten wird.

• Unser Hund soll da lang gehen wo wir lang gehen möchten, auch wenn andere Wege mehr Abenteuer bedeuten würden.

• Er soll an lockerer Leine laufen, egal wie kurz diese ist und auch bitte nicht in eine andere Richtung ziehen!

       Und das Lauftempo bestimmen wir, auch wenn das Lauftempo unseres Hundes ein anderes ist, gerade wenn ein             Angstauslöser in der Nähe ist.

• Unser Hund soll immer alle Signale befolgen und sofort umsetzen.

• Unser Hund liebt uns doch und bei uns sein sollte ihm Lohn genug sein

Wenn dies die Stellenbeschreibung des Jobs "Hund" wäre, würde ich mich darauf nicht bewerben - auch nicht für alles Geld der Welt. 

Ich müsste meine eigenen Bedürfnisse zurückstellen, immer!!! - Und wofür? Nur damit ich ein Dach über dem Kopf habe und etwas zu Essen bekomme? Ohne mich...

Mal ehrlich, das sind ganz schön viele Erwartungen die wir da an unseren Hund stellen oder nicht?

Aber unsere Hunde suchen sich das Leben bei uns nicht aus - wir zwingen sie dazu dieses Leben zu leben, ob sie wollen oder nicht.   

Denk mal darüber nach - vielleicht siehst Du Deinen Hund jetzt mit etwas anderen Augen???